Und plötzlich sitzt man da mit seinen fast 27 Jahren, hört „Siebenundzwanzig“ und muss sich eingestehen, dass er unangenehm treffsicher ist und nicht mehr aus dem Kopf geht: „Wie lang hast du gebraucht / bis du aufhörst zu tanzen / wenn die Musik nicht mehr läuft?“ Mit diesem Flaggschiff zeigen Keele einmal mehr, warum „Gut und dir“ einfach nicht nach Debütalbum klingen will.
Das sprachliche Kalkül dieses Longplayers erinnert an Akribie und Schärfe aus der Feder von Jörkk Mechenbier, dessen Band Love A die Hamburger bei zwei Konzerten im Mai auch supporten werden. Dazu kommt der klangliche Wechsel zwischen Turbostaat’scher Monotonie in den Versen und melodiösen und eingängigen Refrains.
Keele können aber auch über ihren eigenen Tellerrand blicken, hinüber zum Schicksal anderer. Mit „Über Grenzen“ ist ihnen ein Manifest gegen Rechts gelungen. Der Song malt ein Bild von Geflüchteten, die ihr Leben aus dem Krieg, über das Meer, bis nach Deutschland gerettet haben und bei ihrer Ankunft viel zu oft von Menschen mit Flaggen, Parolen und geballten Fäusten empfangen werden. So künstlerisch und ausgeklügelt viele Textzeilen der Fünf auch sind, die vermutlich wichtigsten halten sie ganz simpel. Damit es jeder versteht.
„Schön, dass du da bist / es ist schön, dass du da bist.“